80 Euro sind für ein paar F5B-taugliche Propellerblätter schnell ausgegeben.
Und was bekommt man dafür? 2 profilierte, verdrehte, ca. 10g schwere Kohlefaserbauteile.
Erstmal wenig Material für viel Geld. Hauptsächlich liegen die hohen Preise an der
arbeitsintensiven Herstellung. Diese soll im Folgenden cronologisch dargestellt werden.
Vorab noch die Info, dass gleichzeitig 2 Blätter gebaut wurden. Und es wird hier
nur das Harzen beschrieben. Die Zeiten für den Zuschnitt des Gewebes, für das Entgraten der Blätter,
Putzen der Formen und Auswuchten müssen noch addiert werden. Wenn man keine Fotos
während des Bauens macht, spart man nochmal ca. 15 min. während des Harzens.
Die Formen sind mit Flüssigwachs gewachst, Gewebe und Rovings zugeschnitten. An Gewebe kommt in den Propeller als Außenlage 1 x 54g Glas diagonal und 1 x 120g Kohlegewebe ebenfalls diagonal. Die Rovings sind ebenfalls bereits zugeschnitten. Pro Blatt werden 28 Rovings (4 auf die komplette Länge, 24 abgestuft) verwendet. Da die Rovings von außen um die Wurzel herumlaufen und dann wieder nach außen gelegt sind ergibt das in Summe 56 Rovings pro Blatt. Der Roving ist eine IMS-Faser (Tenax IMS 5131, 410 Tex, 12k). IMS-Fasern sind aufgrund der höheren Zugfestigkeit für Propellerblätter sehr gut geeignet. Die jeweils 8 kurzen Rovings dienen später zur weiteren Verstärkung der Wurzel.
Das Harz ist angerührt (20g + Härter für 2 Blätter), das eigentliche Laminieren kann losgehen.
Im 1. Schritt werden die Formen mit Harz bestrichen. Es sollte gleich soviel Harz in jede Form, dass sich später das Glas und das Kohlegewebe komplett damit durchtränken lässt. Das minimiert die Gefahr von Lufteinschlüssen, und die Gefahr, das Gewebe durch erneuten Harzauftrag zu verschieben.
Die Außenlage (54g Glas) wird in die Formen eingelegt. Dabei wird die Außenlage zunächst nur an einigen Punkten festgetupft. Das Harz saugt sich dann innerhalb kurzer Zeit durch die noch nicht getränkten Bereiche. Insgesamt wird das Gewebe beim Propellerbau nur mit "Tupf-technik" getränkt. Streichen führt relativ schnell zum Verrutschen des Gewebes.
Das Kohlefasergewebe (120g) ist in die Formen eingelegt. Zum Tränken des Kohlegewebes muss etwas mehr mit dem Pinzel gearbeitet werden, als bei der Außenlage Glas.
Das Tränken der Rovings hat begonnen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht zu nass getränkt werden. Grund hierfür ist nicht das Gewicht (die Form wird später sowieso komplett mit Harz gefüllt), sondern dass die Rovings beim Schließen der Form weniger verrutschen.
Die Rovings für beide Propellerblätter sind fertig getränkt.
Die 1. Hälfte der Rovinglänge wird von außen nach innen in die Form eingelegt, und unter dem Passstift für die spätere Lagerung des Blattes hindurchgeführt. Diese Rovings liegen im hinteren Bereich des Blattes, nach dem späteren Umschalgen um den Passstift wird die 2. Hälfte der Rovinglänge im vorderen Blattbereich verlegt.
... und hier nochmal im Detail die Wurzel mit der 1. Rovinghälfte unterhalb des Passstifts, der das Loch für die spätere Lagerung freihält.
Da sich nach dem Umschlagen der Rovings um den Passstift ein V-Förmiger Raum rechts des Stifts bildet bevor die Rovings wieder zusammenlaufen, wird dieser Bereich speziell verstärkt. Zunächst wird diese Stelle mit eingedicktem Harz (Baumwolle) bestrichen.
Als weitere Verstärkung kommen in diesen Bereich die 8 kurzen Zusatzrovings, und darauf nochmals Baumwoll-Harz-Gemisch.
Danach werden die Rovings um den Stift geschlagen, und die 2. Hälfte der Rovinglänge im vorderen Blattbereich nach außen verlegt. Zunächst nochmal die Details der fertigen Wurzel.
Nochmal die fertige Wurzel in anderer Perspektive.
... und hier das Gesamtkunstwerk.
Jetzt wird´s schmutzig. Die Form wird soweit mit Harz gefüllt, dass dieses später beim Schließen der Form an allen Seiten rausdrückt. Hier die spätere Blattoberseite.
Das Gleiche gilt natürlich auch für die andere Formhälfte mit der späteren Blattunterseite.
Die Form ist geschlossen. Vielleicht hat sich der ein oder andere gewundert, warum das Schließen der Form 6 Minuten lang dauert. Nein es lag nicht daran, dass sie so schlecht zugeht, oder die Schaubzwingen erst aus dem Keller geholt werden mussten. Für das Schließen sollte man sich etwas Zeit nehmen. Während des Schließens wird das überflüssige Harz aus der Form gepresst. Je schneller man schließt, um so höher ist die Fließgeschwindigkeit des überflüssigen Harzes. Und je schneller das Harz fließt, um so größer ist die Gefahr, dass die Fließbewegung des Harzes einzelne Rovings aus der Form mit sich zieht.
17:31 Uhr??? Zeitreisen gibt´s doch nicht, oder? Tatsächlich ist es 17:31 Uhr, aber einen Tag später. Das Harz ist soweit durchgehärtet, dass entformt werden kann. Und so sieht das Ergebnis aus: